von Henriette Piper

In Vorbereitung des Berichts für den GeO Rundbrief 2 /24 war die Redaktion in engem Austausch mit dem Pastor der Gemeinde, Witold Twardzik, und der Kreisgemeinschaft Ortelsburg. Dabei wurden Informationen und Fotos ausgetauscht, die leider im Heft keinen Platz fanden. Für Interessierte ergänzen wir darum hier den Print-Bericht über die Kirchenrenovierung in der März-Ausgabe des Heftes.
Pastor Witold Twardzik (links), der als gebürtiger Schlesier gut Deutsch spricht, betreut die Kirchengemeinden in Dzwierzuty / Mensguth und Pasym / Passenheim seit 1988. Er wohnt im Pfarrhaus Passenheim. Für 2023 hat er erfolgreich in mehreren Anträgen Förderungen für eine umfassende Renovierung der ev. Kirche Mensguth erhalten, auch aus einem EU-Antrag. Die GeO war mit € 2.500,- Euro beteiligt.

Die Wandmalereien
Wie berichtet, ergaben konservatorische Untersuchungen dann, dass sich in der Sakristei Putz und Wandmalereien aus dem Mittelalter befinden. (Foto rechts).
Auf dem Foto links hat Pastor Twardzik die Arbeitsschritte des Konservators festgehalten vom Zustand beim Fund bis zum wiedererweckten Leben durch den Pinsel des Restaurators. Restauriert wurden auch die Glasfenster aus dem Jahr 1936.

Die Glasfenster von Gerhard Eisenblätter (1907-1975)
Bei der letzten Renovierung der Kirche in den Jahren 1935 – 37 bekamen das Kirchenschiff auch drei neue Glasfenster aus der Werkstatt des Künstlers Gerhard Eisenblätter. Diese Glasfenster sind das einzig vollständig erhaltene Werk des Künstlers in der Region Ermland-Masuren.
Gerhard Eisenblätter wurde am 28.5.1907 in Königsberg /Pr geboren. Nach einer Ausbildung zum Theatermaler und Bühnenbilder besuchte er die Kunstakademie in Königsberg. Hier hatte er seine erste Gruppenausstellung, der Aufträge für öffentliche Gebäude und Glasfenster folgten. Seine intensiven Erkundungsreisen durch Ostpreußen schlugen sich in zahlreichen Gemälden, Pastellzeichnungen und Aquarellen nieder. Nach Krieg und Flucht lebte Eisenblätter bis zu seinem Tod am 3.8.1975 in Stockelsdorf bei Bad Schwartau. Zahlreiche Mosaiken, Skulpturen und andere Werke in Norddeutschland zeugen von einem reichen Schaffenswerk. Auch im Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg sind Werke von ihm zu besichtigen.






Bei der umfassenden Kirchenrenovierung 2023 wurden auch Kirchenfenster aus dem Jahr 1854 restauriert. Ob das Fenster, das auf dem s-w Foto oben zu sehen ist, wohl im Jahr 1936 von einem der Glasbilder Gerhard Eisenblätters ersetzt wurde? Aus welchem Jahr mag das seltene Foto oben wohl stammen?
Als der letzte „deutsche“ Pfarrer, Hermann Jaekel, im Dezember 1941 nach Mensguth kam, sah er jedenfalls durch Eisenblätter-Fenster.
Hermann Jaekel hat eine interessante Biographie, die auf der nächsten Seite zu lesen ist.
Hermann Jaekel – der letzte deutsche Pfarrer von Mensguth
Pfarrer Hermann Jaekel (1901-1980), der von Ende 1941 bis 1945 die Pfarrstelle vertrat, hat eine interessante Biographie. Als Baltendeutscher wurde er in Strupai Krs. Schaken/ Šakiai geboren, das damals zu Littauen und somit zu dem russischen Zarenreich gehörte. Er besuchte eine russische Grundschule und später eine Schule in „Oberost“ – so wurde das im 1. Weltkrieg von deutschen Truppen ab 1916 besetzte Territorium genannt. Später ging er dann auf das Deutsche Gymnasium in Kaunas im nun unabhängigen Litauen. Nach dem Theologenstudium in Kaunas studierte er mit Hilfe eines Stipendiums in Leipzig und Marburg. 1930 ging Hermann Jaekel zurück nach Litauen, um dort als Pastor zu wirken – u.a. in Tauroggen/ Tauragė und ab 1938 in Naumiestis.
1941 erfolgte für den Deutsch-Litauer Jaekel die Zwangs-Umsiedlung nach Mecklenburg, wo er „eingebürgert” wurde. Noch im selben Jahr wechselte er als Pfarrverwalter an die ev. Kirche in Mensguth und wurde dort am 15.12.1941 eingeführt. Zusammen mit dem Rest seiner Mensguther Gemeinde ging er am 21. oder 23. Januar 1945 auf die Flucht. Sie endete im März 1945 in Katlenburg bei Northeim. 1946 wurde Pastor Jaekel zum Vizevorsitzenden des Hilfskomitees der evang. Deutschen aus Litauen ernannt. Bis 1948 wirkte er in Katlenburg, es folgten verschiedene Pfarrvertretungen in der Hannoverschen Landeskirche. Hermann Jaekel starb am 8.1.1980 in Göttingen. – Das Foto unten zeigt ihn mit seinen letzten Konfirmanden im Jahr 1944.

Das Biogramm zu Pastor Hermann Jaekel erstellte für uns Dr. Rüdiger Kröger vom Landeskirchlichen Archiv in Hannover. Ihm, Karola Kalinski von der Kreisgemeinschaft Ortelsburg und Pastor Witold Twardzik sei herzlich gedankt für alle Informationen und Bilder.